Das 19. Jahrhundert war begeistert von der Geschichte Frankreichs und seiner Monarchen, und diese Vorliebe für Geschichte zeigte sich in einem Interesse an der Erforschung der Lebensweisen und der Lebenswelt des Mittelalters und der Neuzeit. Dieses Werk wurde im selben Jahr wie der erste Band von Viollet-le-Ducs « Dictionnaire raisonné du mobilier français de l'époque carolingienne à la Renaissance » veröffentlicht, was die Begeisterung für das Erforschung der künstlerischen Werke aus dieser Zeit widerspiegelt. Sein Autor, Charles Louandre, ist weit weniger bekannt als der berühmte Architekt, aber bei der Veröffentlichung dieses Werkes war er keineswegs unbekannt, vor allem dank seiner Zusammenarbeit mit der Zeitschrift « Revue des deux Mondes », für die er Artikel in den Bereichen verfasst, die ihn am Herzen liegen : Archäologie und die Geschichte von « Ancien Régime ». Seine Gelehrsamkeit wird in diesem Band durch die Auswahl der von dem Zeichner Clus Ciappori reproduzierten Werke sichtbar, die von historischen Anmerkungen begleitet werden, deren Ziel es ist, Kleidung, Waffen, Schmuck, Textilien, Stickereien und das Zubehör vom 9. bis zum 17. Jahrhundert zu untersuchen. Das Werk entzieht sich nicht der Sichtweise seiner Zeit, die in den alten Künsten eine Inspirationsquelle für die zeitgenössische Industriekunst sah, doch unterscheidet es sich von den zahlreichen Sammlungen historischer Ornamente des 19. Jahrhunderts durch seinen gelehrten Ansatz.
Die chromolithographierten Reproduktionen, die sie begleiten, sind Teil des im Kunstgewerbe gegenwärtigen Historismus und entsprechen auch der Begeisterung der Sammler für Alltagsgegenstände der Neuzeit. Der Zeichner-Lithograph Isidore Hangard hat eine Auswahl der gezeichneten Werke in Farbe reproduziert, die eine Retrospektive von Skulpturen, Glasmalereien, Gemälden auf Glas, Goldschmiedekunst, Keramik, Fliesen, antiken Stoffen, Möbeln und Objekten bilden, die in den nationalen Sammlungen aufbewahrt werden. Die Arbeit des Zeichners und Lithographen bietet eine gegenüber den Originalen etwas abgemilderte Fassung, wie einige Szenen aufzeigen.
Mit diesem Buch antwortet Charles Louandre auf das an der Kunst der Renaissance und des 17. Jahrhunderts interessierten Kunstliebhaber und ist zugleich ein Historiker, denn seine Anmerkungen bieten eine detaillierte Analyse der Darstellungen in den Zusammenhang der Epoche.
Autorin : Aziza Gril-Mariotte
Datum der Buchausgabe : 1858
Aufbewahrungsort : Service commun Learning Center de l’Université de Haute-Alsace - BUSIM, BX 5S
Literaturhinweise :
- https://www.inha.fr/fr/ressources/publications/publications-numeriques/dictionnaire-critique-des-historiens-de-l-art/viollet-le-duc-eugene-emmanuel.html
- Rossella Froissart, « Recueils d’ornements au 19e siècle : avatars d’un genre épuisé ? », Ornements : chefs-d’œuvre de la collection Jacques Doucet, sous la direction Lucie Fléjou et Michael Decrossas, Institut national d’Histoire de l’art INHA, 2015, p.274-287.
- H.Gobin, A. Jeunesse, D. Kaeppelin, L'art de peindre la parole. Études sur l'imprimerie, la librairie, Paris, Eugène Lacroix, 1874, p. 95.