Arabische Mathematik und Geographie der Antike
In der Mitte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. stellte der griechische Astronom und Geograph aus Alexandria Claudius Ptolemäus (90 - ca. 168) in seiner Geographie das wesentliche geographische Wissen über die bekannte Welt, die Ökumene, zusammen. Durch Kopien, die unter anderem von arabischen Wissenschaftlern angefertigt wurden, wurden sein Werk und sein Denken später dem Abendland übertragen.
Dieses Exemplar der geographischen Tabellen von Ptolemäus aus dem frühen 11. Jahrhundert, die zwei Jahrhunderte zuvor von dem Mathematiker und Geographen Al-Khwarizmi (ca. 780 - ca. 850) erstellt wurden, ist eine Illustration dafür. Ursprünglich aus Chiwa im heutigen Usbekistan stammend, berühmt dafür, einer der Pioniere der Algebra zu sein (das Wort Algorithmus leitet sich von seinem Namen ab), praktizierte Al-Khwarizmi im « Bayt al Hikma » - dem Haus der Weisheit in Bagdad - während der Herrschaft von dem Kalifen al-Ma'mun (813 bis 833).
Bei dem hier vorliegenden Manuskript handelt es sich um eine Aufstellung der Daten der wichtigsten Städte und geographischen Merkmale der Erde, die sich auf die Geographie des Ptolemäus als Grundlage bezieht, jedoch einige Abweichungen zu ihrem berühmten Vorgänger aufweist.
Es ist auf Papier erstellt, datiert auf das Jahr 1036 (H. 248) und weist die seltene Besonderheit auf, dass es vier Landkarten enthält, die zu den ältesten Kartendarstellungen der arabischen Welt und zu den ältesten bekannten Karten jeglicher Herkunft für die geographischen Gebiete gehören, die sie dokumentieren.
In diesem Manuskript sind enthalten : eine Insel namens Yäqüt-Djawar oder « Juwel des Saphirs », bei der es sich wahrscheinlich um Ceylon handelt; auf einer Doppelseite das Tal des Nils von seinen Quellen bis zu seinem Delta ; der « große Ozean », der der Indische Ozean ist ; das Asowsche Meer, der Maiotis-See (Palus Maeotis) der Antike.
Diese in jeder Hinsicht aussergewöhnliche Handschrift gehörte Wilhelm Spitta (1853 – 1883), Orientalist und Bibliothekar in Kairo. Es ist in die orientalischen Sammlungen der « Bibliothèque nationale et universitaire » - im Rahmen als Depot in « Chapitre de Saint-Thomas » im Jahre 1884 - eingegangen.
Autor : Daniel Bornemann (Dieser Text ist veröffentlicht in : Trésors des Bibliothèques et Archives d’Alsace, das Buch unter der wissenschaftlichen Leitung von Rémy Casin, Jean-Luc Eichenlaub, Bernadette Litschgi, Claude Lorentz, Laurent Naas et Mathilde Reumaux, Éditions La Nuée Bleue / Éditions du Quotidien, in Co-Publikation mit dem Verein « Coopération régionale pour la documentation et l’information en Alsace », Strasbourg, 2017)
Bibliothèque nationale et universitaire, MS.4.247
Ptolémée, Tables géographiques, übersetzt von Abou Dja`far Mohammad ibn Mousa al-Khwarizmi, [1036], 48