Zwei schöne Beispiele der italienischen humanistischen Buchmalerei

Einige italienische Bilderhandschriften sind in die BNU-Sammlungen eingegangen. Wir beschäftigen heute von zwei Handschriften, repräsentativ des Humanismus und der Renaissance. Wir betrachten den Missionsbrief des Dogen von Venedig Agostino Barbarrigo aus dem Jahr 1496 und ein humanistisches Literaturmanuskript, undatiert in einigen vorherigen Jahren. 

Beide sind bemerkenswert für das Buchmalerei im Stil der Renaissance. Eine Zeit, wo man ein erneuertes intellektuelles Leben anstrebte, vor allem den Gedanken und Schriften der Männer des Altertums mehr Aufmerksamkeit schenkte.

Brief des Dogen Agostino Barbarigo, 1496

Agostino Barbarigo (um 1420-1501), 74. Doge von Venedig, beauftragte einen gewissen Pietro Capello, die Rolle des Podestà in Vicenza zu übernehmen. Dieser Missionsbrief ist ein in schwarzen Saffian gebundenes Büchlein mit Goldmotiven. 

Seine Titelseite war ein reiches Bild in Handschriften. Zwei Elemente zu notieren : einen Buchstaben, der den Text eröffnet, und eine reiche Umrandung, die den Text umgibt. Die Schrift wird als « cancelleresca » oder humanistische Kanzleischrift bezeichnet, die in dieser hochrangigen Verwaltungsschrift durchaus ihren Platz hat.

Die Dekoration besteht aus Pflanzenmotiven, die Medaillons umschließen, die antike Kameen imitieren : eine stellt einen Helmkopf der Minerva dar, die andere ein Faun. Auf einem dritten Medaillon, naturell dargestellt, fliegt eine Ente weg, von oben gesehen. Diese Motive sind von römischen Grotesken inspiriert. Der schöne Buchstabe ist « bewohnt », denn ein Putto (ohne Flügel) befindet sich im Griff des Buchstabens selbst, ein « N ». Es scheint zu klettern, auf die Gefahr sich dabei zu verletzen, weil die Beschaffenheit des Buchstaben verweist auf ein schneidendes Instrument. Die ersten sechs Zeilen des Textes sind ganz oder teilweise in römischen Großbuchstaben in Gold geschrieben, und eine kurze Einfügung in violetter Tinte ergänzt sie. Das vielsagende Wappenschild von Pietro Capello ist unten auf dieser ersten Seite abgebildet, unterstützt von zwei weiteren geflügelten, pausbäckigen Engelsknaben.

Humanistische Literaturhandschrift, Mitte des 15. Jahrhunderts

Die zweite Handschrift ist eine Sammlung von lateinischen Texten von Cicero oder Apuleius, gefolgt von verschiedenen Abhandlungen über die lateinische Sprache. Sein Datum muss in der Mitte des 15. Jahrhunderts liegen. Es bietet uns einen weiteren Einblick in das humanistische Buchmalerei. Bemerkenswert eine Art Paradoxon : die Hauptmotive der Dekoration sowie die Schrift selbst sind tatsächlich von der Buchkunst des frühen Mittelalters (von der karolingischen bis zur romanischen Zeit) inspiriert.

Im Zeitalter des Humanismus, die Bücher-Männer zurückkehren auf die ästhetischen Merkmale der ältesten Bücher, weil sie hatten Zugang zu diesen Werken. Die Gelehrten erforschten die Bibliotheken und fanden alte Texte, aufbewahrt von den Kopisten des frühen Mittelalters in ihren alten Kodexen. Die ältesten gefundenen Abschriften waren die Handschriften aus der karolingischen Zeit.

Die humanistische Schrift nimmt dann die Merkmale der karolingischen Schrift auf. Für die Ausschmückung der Bücher, die Anfangsbuchstaben sind mit verschlungenen Verflechtungen verziert, erkennbar ein Stil der Buchmalerei vor der Gotik.

So der goldenen Anfangsbuchstabe « O » auf blauem Grund ist von einem weissen Pflanzenzweig durchzogen, seine Verzierungen verflecht miteinander. Diese verschlungenen weissen Zweige finden sich auch im Rahmen des Wappens des Buchbesitzers, am unteren Rand der Seite, wieder. Offen die verwobenen zahlreicheren Verzierungen begrenzen hier den kreisförmigen Raum, wo das Schild in einer Krone aus Blättern eingefügt hat. Die symmetrische Komposition am unteren Rand der Seite verleiht im Ganzen ein antikes Aussehen. Die Schreibweise des Textes ist hier rundlich humanistisch. Die Titel in Rot verwenden römische Großbuchstaben, in der Tat inspiriert von der römischen Epigraphik, aber auch verschiedene und originelle Formen : einige « kleine Großbuchstaben », diese zwei « m » im « Runen » -Typ sind eher überraschend. 

Autor : Daniel Bornemann

Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg
Lettre du doge Agostino Barbadigo, commissionnant Pietro Capello, podestat de Vicence (1496), MS.0.295
Ciceronis liber de senectute, etc., MS.0.075