Dieses Buch, das Ferdinand Koechlin im Jahr 1831 der Société Industrielle de Mulhouse schenkte, ist eine Sammlung von Stichen, die das Leben in Bengalen von Baltazar Solvyns darstellen. Baltazar Solvyns (1760-1824) war ein flämischer Künstler aus Antwerpen. In eine Kaufmannsfamilie hineingeboren, verfolgte er eine Karriere als Marine-Maler, bis er aufgrund politischer Unruhen in Europa und seiner eigenen unsicheren Lage sein Glück in Indien suchte.
Von 1791 bis 1803 lebte er in Kalkutta. Während dieser Zeit schuf er eine Vielfalt von Stichen, die das tägliche Leben in Bengalen darstellen. Zum ersten Mal wurden 250 seiner Stiche im Jahre 1796 von ihm selbst in einer limitierten Auflage in Kalkutta veröffentlicht : ein Werk, das wir vorliegen haben. Eine zweite Auflage wurde 1799 in grösserer Anzahl gedruckt.
Das Buch ist in 12 Bereiche unterteilt, die jeweils ein anderes Thema behandeln : der erste Bereich, bestehend aus 66 Stichen, beschreibt die indischen Kasten und ihre Berufe. Die folgenden Bereiche behandeln Porträts von Dienern, die Kostüme, auch typische Transportmittel wie die Sänfte, verschiedene Arten des Rauchens, die Fakire, die Musikinstrumente und die Feste.
Menschen und Gegenstände werden in ihrer natürlichen Umgebung dargestellt, und das in Form von Holzschnitten, einer Technik, die damals noch weit verbreitet war und darin bestand, Bilder mit Hilfe von Holzstücken zu reproduzieren, die entsprechend der Abbildung geschnitzt, mit Tinte bestrichen und dann nach dem Prinzip des Stempels auf ein Blatt Papier geheftet wurden.
Einige dieser Illustrationen wurden in Farbe umgesetzt, während andere in Schwarz-Weiss geblieben sind. Solvyns Darstellung Indiens gibt einen sehr guten Überblick über die Region am Ende des 18. Jahrhunderts. Dieses Werk steht in der Tradition der Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts, das Bekannte systematisch darzustellen, wie zum Beispiel die traditionellen Kostüme der Länder, die Familie, die Klassifizierung der verschiedenen Berufe.
In diesem Werk gibt Solvyns den Personen Charakter, indem er sie in einen eigenen Raum stellt und so einen vertrauten Zutritt für den Leser bietet. Auf diese Weise verknüpft der Illustrator sowohl Ethnografie wie Ästhetik und verwandelt so seine Kunst in eine Informationsquelle.
Service Commun de Documentation de l'université Haute-Alsace - BUSIM
Collection de 250 gravures colorées descriptives des manières, coutumes et tenues des Hindous, Solvyns, 1796, GF 17