De mundi aetherei recentioribus phaenomenis, Brahe, 1610

Eine gemischte Kosmologie, der letzte Schritt vor dem kopernikanischen Modell 

Dieses Werk behandelt hauptsächlich die Beobachtungen des Kometen von 1577 des dänischen Astronomen Tycho Brahe (1546-1601). Dieses Arbeit ist eine Infragestellung der Unwandelbarkeit des Universums. Alle veränderbaren Phänomene sollten sich in der sublunaren Welt befinden. Hier zeigt Tycho Brahe jedoch, dass der Komet von 1577 um die Sonne kreist und sich somit weiter als der Mond im supra-lunaren Bereich befindet. Schon Tycho Brahe hatte diese Unveränderlichkeit des Universums in Frage gestellt, indem er zeigte, dass der 1572 erschienene Gestirn, die Nova 1572, ein Teil der Sterne war und damit die himmlische Welt nicht unveränderlich war.

Tycho Brahe, der für seine zahlreichen Beobachtungen und die unerreichte Genauigkeit seiner Messergebnisse mit dem blossen Auge bekannt ist, genoss den Schutz von König Friedrich II. von Dänemark, der ihm eine Insel angeboten hat, so dass er dort ein grosses Observatorium namens Uraniborg errichten konnte.


Es war die Präzision seiner Messergebnisse, die es seinem Schüler Johannes Kepler (1571-1630) ermöglichte, das kopernikanische Modell zu bestätigen und festzustellen, dass sich die Planeten auf elliptischen Umlaufbahnen mit der Sonne in einem ihrer Brennpunkte befinden.

Trotz seiner präzisen Beobachtungen entschied sich Tycho Brahe nicht für die Übernahme des kopernikanischen Systems und schuf ein geo-heliozentrisches gemischtes kosmologisches System. Nur die Sonne und der Mond drehen sich um die Erde, während die Planeten die Sonne begleiten und um sie kreisen. Ihr kosmologisches Modell wurde im 17. Jahrhundert von den Jesuiten unterstützt, die darin die einzige Möglichkeit sahen, die Unbeweglichkeit der Erde in Übereinstimmung mit dem Wortlaut der Heiligen Schrift zu retten.


Strasbourg, Bibliothèques de l’Université, H 109.266 (Sammlung BNU - Depot an der Unistra)
Tycho BRAHE, De mundi aetherei recentioribus phaenomenis, Frankfurt am Main, 1610, in-quarto